Laufen im Großstadtdschungel

Vom Laufen gegen AIDS und vom Schlendern in Flip-Flops. Wo es hier zu heiß und wo zu kalt ist und wie sich das „Denglisch“ unserer Jungs anhört. Von der Entscheidung, die richtige Tür ins Haus zu wählen, vom richtigen „Über-die-Straße-Gehen“ und „In-der-Schlange-Stehen“. Und schließlich Lustiges und Nützliches über Parken, Einkaufen und Smalltalk.

Laufen und helfen

Zuerst möchte ich euch allen ganz, ganz herzlich für die Unterstützung beim 25. AIDS-Walk in New York danken (eure Spenden: 330 Dollar, insgesamt 5,7 Mio. Dollar von 45.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern). Es war eine kunterbunte Truppe (alle Hautfarben, jedes Alter, Schulklassen, Firmen, aber auch persönlich Betroffene mit Schildern wie „In Memory of …“), die zunächst durch den Central Park und dann am Hudson River entlang gemäß dem Motto „Step up and walk“ gewandert sind. Und ihr seid, wie versprochen, auf meinem Deutschland-T-Shirt mit dabei gewesen.

Der Sommer ist da

Bei uns ist nun endgültig der Sommer ausgebrochen und bis auf eine Kaltfront war der Mai schon fast wie ein guter deutscher Sommer. Viele Amerikaner/innen tragen seit Wochen nur noch Flip-Flops (sowohl Männer als auch Frauen). So viele gepflegte nackte Füße habe ich noch nie in Deutschland gesehen, auch im Hochsommer nicht. Die Kinder haben meist trainer an (auf Deutsch: Turnschuhe) oder ebenfalls Flip-Flops (in der Freizeit – in der Schule sind sie verboten). Ledersandalen, wie wir sie in Deutschland tragen, sind hier kaum zu sehen.

Was zu viel ist, ist zu viel
Seit ein paar Tagen ist es so heiß und feucht, dass ich es in der Sonne definitiv nicht aushalte. Und obwohl ich es nie wollte und mich bis jetzt standhaft gewehrt habe, stelle ich die Klimaanlage in unserem Haus jetzt selbst an (auf 78° Fahrenheit = 25,5° Celsius) – dann behält man einfach einen kühleren Kopf und fühlt sich nicht so groggy. Ob wir uns im Laufe des Sommers wohl an diese schwüle Hitze gewöhnen werden? Ich staune jeden Tag über die vielen Sportler/innen, die in der prallen Mittagssonne über die Landstraßen joggen – ich bin ja auch sportbegeistert, aber das tue ich mir nicht an.

 

Zieht euch warm an
Wie bitte? Ja, wirklich: Das krasse Gegenteil, was die Temperatur angeht, erwartet einen nämlich in allen Innenräumen (Supermärkten, Restaurants, öffentlichen Gebäuden …). Hier ist „schockfrosten“ angesagt, da viele Klimaanlagen das ganze Jahr über gleich (kalt) eingestellt sind. Die Amerikaner/innen fühlen sich auch hier mit T-Shirts und Shorts pudelwohl (kein Niesen, keine Gänsehaut). Ganz anders geht’s mir: Ich habe jetzt immer eine dünne Jacke im Gepäck.

Unsere Kinder freuen sich über das Wetter und genießen das leckere Eis, das es hier in sehr kreativen Geschmacksvariationen gibt: z. B. Peanut Butter Cup (mein Lieblingseis), Butter Peacon, Mint Chocolate Chip, Cookies’n’ Cream … und viele andere mehr. Uns schmeckt das Eis jedenfalls super gut und es schneidet im Vergleich zu mancher italienischen Eisdiele auf jeden Fall besser ab. Es hat aber auch seinen Preis (z. B. über drei Dollar für ein Hörnchen mit dicker Kugel!).

 

Vieles neu macht der Mai
Der Mai war eine gute Mischung aus einer endlich einkehrenden Routine auf der einen und besonderen Erlebnissen auf der anderen Seite. Spannend war zum Beispiel unser Besuch in Pennsylvania bei den Amish, die noch wie vor 250 Jahren leben und eine „Rumspringazeit“ für ihre Jugendlichen haben.

In den letzten Wochen gab es weniger interkulturelle Überraschungen der negativen Art als in den ersten Monaten. Ich bin zuversichtlich, dass wir die Talsohle des Anpassungsprozesses nun fürs Erste hinter uns haben.

Endlich wieder Lehrerin

Mit Duaa läuft es gut und dadurch habe ich wieder mehr Zeit für andere Dinge. Ich lerne seit vier Wochen Gitarre und gebe privat Deutschunterricht. Mein erster Schüler ist ein schwarzer Ex-NBA-Spieler, der Rottweiler aus Deutschland importiert und dann hier verkauft. Er schlägt sich jetzt mit Worten wie „Zuchttauglichkeitsprüfungsbericht“ herum – aber der Kunde ist König.
Außerdem habe ich mich bei der deutschen Schule von Morris County als Deutschlehrerin beworben und hoffe, dass meine offizielle Arbeitsgenehmigung bald endlich kommt. Das Verfahren läuft, seitdem ich meine social security number habe. Das heißt, jetzt schon seit acht Wochen – und es dauert durchschnittlich drei Monate, bis es durch ist.

Schwimmen lernen

Wie wir uns langsam etwas sicherer durch den amerikanischen „Alltagsjungle“ bewegen und was man tun muss, um in New Jersey zu Fuß über die Straße zu kommen. Vom Schlange stehen und warum parking officer Kreide an unsere Autoreifen malen. Und davon, wie wir uns wundern, dass wir unsere Kinder nur mit Unterschrift von der Schule abholen dürfen.

 

Day by day: Unsere täglichen Übungen
Es tut gut, dass langsam etwas mehr Routine einkehrt. Hier ein kleiner Einblick, was während eines normalen Tages bei uns so ansteht und wie wir uns langsam etwas sicherer durch den amerikanischen „Alltagsjungle“ bewegen. Direkt nach dem Frühstück (mit getoastetem amerikanischen Labberbrot oder Haferflocken mit Kakao) geht’s los:

8:15 Uhr
Die erste Frage des Tages: durch die Garage oder die Haustür?
Wie viele amerikanische Häuser hat auch unseres die Garage direkt angebaut. So brauchen wir nur durch eine Küchentür zu gehen und können in die Autos einsteigen. Praktisch, besonders bei schlechtem Wetter. Die meisten unserer Nachbarsfamilien verlassen daher das Haus über die Garage, weil sie ja eh so gut wie immer mit dem Wagen fahren.
Wenn man zu Fuß unterwegs ist, hat man die Wahl: Nehme ich die echte Haustür oder doch die Hintertür? Ich habe den Eindruck, dass die Haustür eher ein Schmuckstück für Gäste ist, der ganz normale Laufweg für die meisten dagegen die Abkürzung durch die Garage. Mein Gitarrenlehrer war etwas amüsiert, als ich beim ersten Mal bei ihm vor der Haustür stand. Er sagte, ich solle doch bitte demnächst durch die Garage, ohne Klingeln, einfach so rein kommen. Die Tür sei nie abgeschlossen. Okay …

Eins muss ich zugeben: Im Winter war es ohne Frage wirklich praktisch, trockenen Fußes ins Auto bzw. ins Haus zu kommen und die Einkäufe direkt in der Küche abzuladen. Aber jetzt im Sommer bin ich ein bisschen „trotzig“ – und wir gehen zur Haustür rein und raus. Es fühlt sich einfach besser und fairer an, das Haus von vorne zu betreten bzw. zu verlassen und nicht durch die Hintertür direkt in der Küche zu stehen (finde ich jedenfalls).

 

Wie komme ich in New Jersey zu Fuß über die Straße?
Während ich in Deutschland den Spruch „links – rechts – links“ Dutzende Male am Tag gesagt habe, komme ich hier gerade mal auf dreimal: Die einzige Straße, die Theo (7) und Tim (6) an einem Tag überqueren, liegt auf dem Weg zu ihrem bus stop: unsere Carton Road. Ohne parkende Autos, breit und übersichtlich und kaum befahren. Und das war’s dann auch schon für die beiden. Für Ole (4) und Paul (3) gibt es noch eine kleine Straße auf dem Parkplatz zum Kindergarten.

Leute zu Fuß haben fast überall „eingebaute Vorfahrt“ (stop for pedestrians) – Autofahrer/innen aufgepasst! Es gibt jede Menge Zebrastreifen, für die die gleichen Regeln gelten wie in Deutschland. Aber dann sind da noch die sogenannten „unmarked crosswalks“ an jeder Straßenkreuzung mit Bürgersteigen (also „nicht-gekennzeichnete Zebrastreifen“ – sprich normaler Straßenbelag), und da haben überquerende Fußgänger/innen ebenfalls Vorrecht, auch wenn man als Autofahrer/in auf der Vorfahrtsstraße ist und nicht abbiegt. Wenn es Ampeln gibt, muss man natürlich auf Rot und Grün achten.

Sobald man einen blinkenden Schulbus stehen sieht, müssen alle, die im Auto unterwegs sind, auf beiden Fahrbahnseiten anhalten, bis alle Kinder die Straße überquert haben und die Blinklichter aus sind – auch die Kinder aus der middle school spazieren in aller Seelenruhe über die Straßen, ohne auch nur einen einzigen Blick nach links und rechts zu riskieren. Und wenn ein „ice cream truck“ sein Stopp-Schild rausklappt, muss man ebenfalls anhalten und alle Leute, die zu Fuß über die Straße wollen, hinüberspazieren lassen und darf dann erst ganz langsam vorbeifahren. (Meine Führerscheinprüfung hier soll doch nicht umsonst sein – so habt ihr auch etwas davon 😉 ).

 

Lange Rede, kurzer Sinn: Unsere Kinder können nicht mehr ordentlich über die Straße gehen, weil sie einfach fast immer gehen dürfen. Wenn wir zurück in Deutschland sind, müssen wir das erst mal wieder richtig üben …

„Everybody line up!“
Wenn wir auch nicht mehr anständig über die Straße kommen, so üben wir uns alle dafür mehrfach täglich in einer anderen, in Deutschland ziemlich unbekannten Disziplin: dem gesitteten Anstellen. Ob beim Einsteigen in den Schulbus, beim Bewegen in Schul- oder Kindergartengebäuden, beim Wassertrinken an den „water fountains“ im YMCA, beim Einkaufen oder Abholen der Kinder: „Hinten anstellen“ oder „line up, please“ ist das Motto. Die Amerikaner/innen machen dies mit beeindruckender Disziplin, großer Gelassenheit und absoluter Konsequenz – kein schnelles Vorbeihuschen, kein „Dazustellen“ bei der Freundin, die weiter vorne ist – ab zwei Leuten wird brav angestellt. Es scheint wirklich ein Reflex der Amerikaner zu sein, eine Reihe zu formen und sich hinten anzustellen.

Das lernen die Leute hier schon von Kindesbeinen an und selbst die Kleinsten werden, sobald sie mit dickem Windelpopo auf ihren noch wackeligen Beinchen laufen können, von ihren Müttern sofort zurückgepfiffen, wenn sie beim Abholen ihrer Geschwister die Warteschlage „überholen“: „No cutting lines, sweetie.“ Manchmal habe ich sogar das Gefühl, dass die Leute hier per se die (längste) Schlange wählen (in Museen oder beim Autofahren), ohne zu gucken, ob die Schlange denn wirklich dahin führt, wo sie hinwollen – irgendwie fühlen sie sich da wohl sicher.

 

Aber im Ernst – diese Disziplin macht die vielen alltäglichen Übungen sehr angenehm. Meine ganz frische Erfahrung beim AIDS-Walk: Wir waren mit 45.000 Leuten auf einem Platz versammelt und wurden auf zwei wirklich schmale Wege (zweieinhalb Meter breit) in den Zentralpark geleitet. Und? Alle warteten geduldig, bis sich die Leute bewegten, die vor ihnen standen – Wahnsinn! Keine Spur von Gedränge! Es ist also kein Wunder, dass wir Deutschen – u. a. wohl auch durch unser „rüpelhaftes“ Verhalten in diesem Bereich – hier als „rude“ verschrien sind. Da können wir wirklich noch viel dazulernen.

Türen aufhalten gehört hier übrigens auch zum ganz normalen Standard-Programm – wenn ich da an Deutschland denke, wo ich auch mit Kinderwagen so oft die Tür vor der Nase zugeknallt bekommen habe, muss ich zugeben, dass die USA dagegen das Paradies sind. In Morristown haben mir sogar schon etwas skurrile Typen die Tür freundlich aufgehalten, von denen ich in Deutschland bestenfalls ein Grunzen in meine Richtung erwartet hätte – ich war echt überrascht!

 

Tanken, parken, einkaufen

… zuerst zur Tankstelle
Tanken funktioniert hier so: Scheibe runterkurbeln, auf die Tankhilfe (bisher bei mir nur Männer) warten, Kreditkarte/Bargeld/EC-Karte (debit card) rausreichen und sagen, was man will z. B. „Fill it up with regular, please.“ Hier in New Jersey ist es tatsächlich verboten, selbst zu tanken (genau wie in Oregon).
Sehr bequem, vor allem im Winter – da kann man schön mollig im Warmen sitzen bleiben und macht sich auch die Hände nicht schmutzig. Dafür gibt es wohl verschiedene Gründe, u. a. die Sicherung von Arbeitsplätzen (laut der Befürworter dieses Gesetzes).

 

… dann Parkplatz suchen
Generell braucht man sich wenig Sorgen ums Parken zu machen, denn die Parkbuchten sind alle komfortabel groß. Vor den Supermärkten – auch in Morristown – gibt es riesige Parkplätze. Aber Vorsicht: Trotz der breiten Fahrwege gibt es oft Einbahnstraßen-Systeme. Die Amis lieben eben Ordnung – das muss man als Deutsche nicht verstehen. In der Innenstadt gibt es oft noch die altmodischen „parking meters“, die man mit 25 Cent Stücken (quarters) füttern muss – finde ich richtig nett, wenn es auch nicht immer praktisch ist.

Beim kostenlosen, wenn auch zeitlich begrenzten Parken im Nachbarort in Madison braucht man übrigens keine Parkscheibe auszulegen. Die parking officer machen mit Kreide Zeichen an die Reifen und erkennen so beim Zurückkommen an ihrem Zeichen, wie lange man schon da steht – klingt verrückt, aber funktioniert: Ich habe jedenfalls auf diese Art und Weise schon ein Ticket bekommen (über 25 Dollar).

 

Als ich anfangs über die Parkplätze gegangen bin, war ich erstaunt: Überall parken Autos mit laufendem Motor. Das ist wirklich eine weit verbreitete Unart der Leute hier, die mich ziemlich auf die Palme bringt. Ob vor dem Einkaufszentrum oder beim Abholen der Kinder von Kindergarten und Schule: unzählige „idle cars“ – und das für viele Minuten und mit einer großen Selbstverständlichkeit, obwohl alles über drei Minuten verboten ist. Klar, dann kann man zu jeder Jahreszeit bequem bei angenehmen Temperaturen weiter telefonieren oder Radio hören oder warten oder auch seinen Mittagsschlaf machen (habe ich schon gesehen). Obwohl die Menschen hier doch sonst so „law-abiding“ im Alltagsleben sind, also alle Regeln und Gesetze streng befolgen, setzen sie sich in diesem Falle einfach darüber hinweg.

Ich mache da trotzdem nicht mit: Ich stelle artig meinen Motor aus, ziehe den Zündschlüssel ab (sicher ist sicher – ihr erinnert euch an die schwache Batterie vom Honda?) und warte geduldig und ohne Musik, Klimaanlage oder Uhrzeit im Auto.
Es wäre doch einmal interessant herauszubekommen, wie viel Benzin durch „idle cars“ in den USA jährlich völlig unnütz verbrannt und in die Luft gepustet wird …

 

… und dann endlich einkaufen
Hab ich mein Auto abgestellt, komme ich endlich zu meinen „Hausfrauen“-Erledigungen: Marcs Hemden zur Reinigung bringen (dry-cleaners), einkaufen (grocery shopping) oder auch einfach mal einen Kakao im Café trinken gehen. Um sich unauffällig „unters Volk zu mischen“ braucht man keine tiefgehenden Englisch-Kenntnisse. Hier reden die Leute ja sowieso viele verschiedene Sprachen und alle sind sehr geduldig, wenn man sich im Englischen probiert.
Es gibt allerdings einige Phrasen, ohne die hier nichts läuft und die man am besten im Schlaf kann. Uns kommen sie inzwischen schon recht routiniert über die Lippen.

 

Die „Schmieröl-Floskeln“ der täglichen Kommunikation
Warum auf die Frage „How are you?“ eigentlich nie etwas Negatives folgt und wie das gute Laune machen kann. Und warum „excuse me“ und „sorry“ etwas mit „vorher“ und „hinterher“ zu tun haben.
Mehr zu den “Schmieröl-Floskeln”.

 
12.00 Uhr preschool und 15.00 Uhr school – Kinder abholen: Ohne Unterschrift läuft hier gar nichts
In Deutschland laufen die Kids in der Regel aus der Schule alleine nach Hause. Anders in Morristown: Hier werden sie entweder in den Schulbus verfrachtet oder von ihren Eltern abgeholt (jedenfalls bis zum zwölften Lebensjahr). Beim Abholen um 15.15 Uhr („in line“ selbstverständlich) muss ich dann mit Datum und Uhrzeit unterschreiben, dass ich mein Kind in Empfang genommen habe – das kam mir am Anfang total komisch vor, ist aber mittlerweile Routine. Die ganze Sache hat wohl wieder etwas mit „liability“ zu tun, also mit der Haftbarkeit von Schule und Kindergarten, die sich absichern wollen.

So, das war einmal ein kleiner Einblick in unsere neue Alltagsroutine. Wer uns demnächst besuchen und dann hier einkaufen möchte, kennt jetzt jedenfalls die Tricks, wie man mit dem Strom schwimmen kann und nicht als „unhöflicher Deutscher“ auffällt. Am besten schon mal vor dem Spiegel üben 😉 . Zusammen mit einem Lächeln seid ihr bestens vorbereitet und euch kann hier nichts mehr passieren.

KEEP TALKING (3) – Vier Monate USA

Welchen Sprachstand die Kids nach vier Monaten USA haben und warum auch stur Deutsch sprechen jetzt wichtig ist. Und: „Looking“ ist immer noch da!

 

 

Ole (4) spricht seine ersten Worte Englisch. Sein Verhalten in der preschool und auch zuhause zeigt aber, dass er noch nicht über den Berg ist. Beim Abholen höre ich manchmal: „He was screaming to the top of his lungs …“ Er schubst andere Kinder, wirft mit „woodchips“ auf dem Spielplatz … nein, das alles ist noch nicht wirklich richtig gut. Aber immerhin beschwerte er sich kürzlich, warum es denn immer Kartoffelpüree mit Fischstäbchen gäbe. Time to move on 🙂 , zumindest beim Mittagessen.

Theo (7) und Tim (6) sind im Englischen nun da angekommen, was man vielleicht als eine erste „intermediate fluency“ bezeichnen könnte. Sie hören ja seit vier Monaten jeden Tag mehr Englisch als Deutsch. Und während ihr Englisch dabei jeden Tag besser wird, verändert sich ihr Deutsch doch ziemlich in diesen Wochen. Es tauchen immer öfter englische Worte in ihren deutschen Sätzen auf, z. B. „Ich muss mal den Stein fixen“ (Tim). Zugegeben, grammatikalisch gut eingepasste Anglizismen werden auch in Deutschland häufig benutzt. Neu bei unseren Kindern ist aber, dass manches schlichtweg falsch ist – und da zucke ich dann innerlich zusammen. Theo: „Was wäre wohl, wenn die keine Fenstern hätten?“ Meine Nachfrage: „Wenn die was nicht hätten?“ Theo: „Fensters.“

Uauh, das kann ja noch heiter werden. Aber was haben wir erwartet? Ein oberlehrerhaftes Verbessern spare ich mir (hilft wahrscheinlich sowieso nicht und ich brauche meine Nerven für andere Dinge) und rede lieber weiter stur Deutsch mit allen.

Das allererste englische Wort in unserem Haus „looking“ hält sich immer noch hartnäckig.

Ole: It´s my turn. Open the red. Looking.

Picknick

Am 1. Mai ist ein Picknick mit andern Expat-Familien bei Affenhitze und 100 Prozent Luftfeuchtigkeit angesagt: Die Kinder spielen den ganzen Tag im seichten Flussbett, wir outen uns sofort (unbeabsichtigt) als Greenhorns, denn uns fehlen die rollbare Riesentiefkühlbox, die Klappstühle (die zum Transport wie Rucksäcke getragen werden), die Papiertüten für alkoholische Drinks (in allen New Jersey State Parks ist Alkohol verboten und man sollte ihn daher versteckt transportieren!) und das Mückenspray („OFF“ genannt).

 

Fußball WM 2010

Oliver (Tims Patenonkel) und Birgit bringen echte deutsche Fußball-WM-Kappen mit – wir wollen die deutsche Mannschaft doch auch hier mit anfeuern können! Dabei kommt unser neuer Grill direkt mehrfach zum Einsatz und es gibt 700-g-Steaks mit „smokey Barbecue-Sauce“ – so richtig amerikanisch, aber lecker!

Science Fair

Einmal im Jahr stellen alle Kinder bei dieser „Wissenschaftsshow“ ihr eigenes kleines Projekt vor. Tim (6) hat eine magnetic Lego garage gebaut, bei der man mit Hilfe eines kleinen Magneten die Eisenspäne auf dem Dach verschieben kann. Theo (7) hat aus Fischertechnik eine Morsemaschine gebaut.

Viele Projekte sind „hand on“, d. h. man kann z. B. auf einen Knopf drücken oder etwas schütteln oder auch mal etwas Essbares probieren. Es ist schon toll, was für Projekte die Kids auf die Beine stellen (wenn auch viel mit Hilfe der Eltern) und selbst präsentieren.

 

Mother’s Day

Eine Rose zum Muttertag – Einmal im Jahr ist es soweit … Ich werde reichlich mit Karten und kleinen Geschenken überrascht – die Schulen legen sehr viel Wert darauf und selbst Theo, der Malen und Basteln überhaupt nicht mag, malt mir eine rote Rose auf die Karte 🙂 .

Pennsylvania, Mai 2010

Wo es keine Autos und kein Internet gibt und Knöpfe Hochmut bedeuten. Und wie völlig anders ein Nachbarstaat sein kann.

 
Kinderfrei: ein besonderes Erlebnis
Im Mai 2010 haben Marc und ich zum ersten Mal „kinderfrei“! Wir besuchen Pennsylvania, den Staat, der „links“ neben New Jersey liegt und viel größer ist. Unsere erste Station ist Philadelphia (eine Autostunde von Morristown) mit seinen geschichtsträchtigen Sehenswürdigkeiten (Besuch der „Liberty Bell“ und der „Independence Hall“). Zweite Station ist Lancaster, wo viele „Amish people“ leben.

Schon gewusst?
So leben die „Amish people“.

Mein Fazit der Reise: Für mich, die sich ja bisher nur im Umkreis von einigen Meilen um Morristown herum bewegt hat, war insbesondere diese Erfahrung der Kurzreise interessant: Ich habe gesehen, dass Pennsylvania ganz anders ist und sich auch anders anfühlt als New Jersey – in Bezug auf die Landschaft, die Leute und die Städte. Und: Man sollte vorsichtig sein mit (vor)schnellen Verallgemeinerungen in Bezug auf „die Amerikaner/innen“ – das werde ich mir ganz dick hinter die Ohren schreiben!

 

PS: Prüderie und Sex

Ich habe mich lange gefragt, wo die stillenden Mütter sind, wo es doch so viele Kinder hier gibt. Immerhin, mittlerweile habe ich schon zwei in der YMCA Damenumkleide gehört (unverkennbares Schmatzen). Eine Mutter musste ziemlich tricksen, denn ihre größere Tochter (etwa zwei Jahre) durfte ja eigentlich gar nicht mit in die Damenumkleide: „Adults only, no kids.“ Ich bin nur froh, dass ich keinen Säugling mehr habe, denn das Verstecken in Umkleiden wäre doch ziemlich kompliziert geworden, vor allem mit den drei größeren Brüdern im Schlepptau!

Etwas später habe ich dann tatsächlich in der Öffentlichkeit zwei stillende Frauen entdeckt – an einem Spielplatz mit Sandkasten im Nachbarort. Was sich herausstellte: Es waren zwei deutsche Frauen, deren Babys dabei von einer sogenannten „nursuring apron“ (Stillschürze) verdeckt waren. Das ist ein Stofftuch, das die Vorderseite und den halben Rücken der Mutter verdeckt und am Hals der Mutter durch ein Band gehalten wird – vom Kind sieht man allenfalls die Füße. Amerikanische Still-Mamas scheint es keine zu geben – jedenfalls sieht man nur Mütter und Babys mit Fläschchen in der Öffentlichkeit. Bleiben die Stillmütter alle zuhause oder wie machen die das?

Auf der anderen Seite gibt es viele Überlandsender (z. B. XM Satellite Radio), die man bei seiner Fahrt quer durch die Staaten durchhören kann, je nach Geschmack und Interesse.

Einer dieser Sender ist ein „Sexkanal“, der 24/7 (also nonstop) so offen über diverse Dinge berichtet, dass man „ganz rote Ohren bekommt und immer wieder das Fenster öffnen muss“ (Zitat: Opa Paul).

Und dann gibt es in den USA ca. 250.000 Amish People, die ein Leben ohne Auto und Internet führen. Amerika – das Land der Gegensätze!

Ausblick auf den Juni 2010

  • Star-Wars-Party für Theo (8. Geburtstag), Grillparty bei uns mit vielen Familien.
  • Ferienbeginn für alle Kinder.

 

Bis bald
 PS: Hier geht’s weiter zum nächsten Monatsbrief. Viel Spaß beim Lesen!