Kuschelzone gegen Sicherheitsabstand und Tempo gegen Gelassenheit. Dienstleistungswüste gegen Kundenservice und Toilette gegen Puderraum. Falten gegen Knüddeln und harte gegen weiche Matratze: Die Unterschiede sind ein Kulturschock für die Amerikaner/innen. Aber für uns auch.
Und dann ist da die andere deutsche Seite, die mir jetzt hier zuhause jeden Tag auffällt und die selbst für mich wieder gewöhnungsbedürftig ist. Ich muss öfter mit Mitgefühl an meine amerikanischen Leidensgenossen/innen denken, die nach Deutschland ziehen und hier so ihre Erfahrungen machen.
Speed-Einkaufen in Kuschelentfernung
Einkaufen in Deutschland hat bestimmt schon so einige Amerikaner/innen traumatisiert: viel zu eng, zu wenig Auswahl, zu schnell, effektiv, keine Anstellmoral, unhöfliche Kassierer/innen. Und dann muss man auch noch SELBST alles in KOSTENPFLICHTIGE Tüten einpacken … Da gab es bestimmt schon etliche „Notrufe“ von gefrusteten Amerikanerinnen beim arbeitenden Ehemann (oder umgekehrt).
Es gibt außerdem einen klaren Unterschied beim persönlichen Wohlfühl-Abstand. Wir Deutsche können Leute näher an uns vorbeilassen, ohne direkt gestresst zu sein – jedenfalls, wenn wir uns aneinander vorbeibewegen, wie z. B. beim Einkaufen. In New Jersey ignoriert man schon die „persönliche Sicherheitszone“, wenn man den Abstand von einer Armlänge unterschreitet (unter 60 cm). Das geht nicht ohne ein „excuse me“ (als Vorwarnung) oder ein „sorry“ (danach). Alles andere gilt in den USA als unhöflich und wirkt aggressiv – überall im öffentlichen Leben.