Schon gewusst?

9/11-Site

Nur mit Voranmeldung und nach strengen Sicherheitskontrollen darf man das Memorial mitten im „financial district“ in Manhattan betreten – schon ein komisches Gefühl, als Touristin fühle ich mich etwas fehl am Platz. Marc hat sich geweigert mitzukommen, weil es ihm zu nahe geht.
Dort, wo die Zwillingstürme gestanden haben, sind jetzt zwei quadratische Löcher (60 Meter x 60 Meter), an deren Rändern Wasserfälle so tief hinunterstürzen (neun Meter), dass man den Grund nicht sehen kann. Sie bilden das Zusammenstürzen der Türme immer wieder nach. In den Brüstungsplatten der Becken sind die Namen der fast 3.000 Opfer (inklusive der Opfer des Anschlags auf das World Trade Center (WTC) von 1993) eingraviert worden. Das hört sich schaurig an, aber so wirkt es nicht. Man hört das Rauschen des Wassers, auf dem Platz entstehen durch die Gischt Regenbögen, über 400 junge Bäume säumen den Platz und alles wirkt ziemlich lebendig. In einigen der eingravierten Namen der Opfer stecken Blumen, viele Leute lesen die Namen oder gehen sie mit den Fingern nach, einer paust sich einen Namen mit Stift und Papier ab – das ist schon bewegend. Dennoch wirkt es irgendwie wirklich friedlich und tröstlich – beeindruckend aber nicht bedrückend. Es ist ein Ort des Erinnerns, aber nicht des Stillstandes.

Moving on…
„We move forward but it stays with us“ – so der Titel der Time-Magazin-Sonderausgabe – passt irgendwie dazu, oder? Um die Gedenkstätte herum ist immer noch eine Mega-Baustelle: unzählige Betonmischer, ein hoher Bauzaun, viele, viele Kräne. Alle bauen am One World Trade Center, das 1.776 Fuß (541,32 Meter) hoch werden soll und damit auf das Jahr der Unabhängigkeitserklärung 1776 anspielt. Damit wäre es das höchste Gebäude der gesamten USA. Noch ist es jedoch lange nicht so hoch, und es wird noch einige Jahre dauern, bis der Bau fertiggestellt sein wird. Seit 2006 wird am One World Trade Center gebaut; 2016 soll der Bau fertiggestellt werden.

 

9/11 Museum
Auch das 9/11 Museum, dass unter den Wasserbecken entstehen soll, ist noch nicht fertig. Die Aluminiumfassade blitzt zwar schon in der Sonne, aber das Museum selbst wird unter der Erde liegen, sogar noch unter den beiden Becken. 9/11 Relikte, wie z. B. der zerbeulte Truck der Feuerwache 3, Stahltrümmer sowie das ikonische Kreuz aus geborstenen Stahlträgern, das nach dem Einsturz der Tower stehengeblieben war, werden dort zu sehen sein. Dazu wird es eine Wand mit Fotos aller getöteten Menschen geben. Informationen zu den Attentätern werden dagegen nur in Vitrinen waagerecht ausgestellt: Täter und Opfer sollen nicht „nebeneinander“ hängen.

 

St. Paul’s Chapel
St. Paul’s Chapel, die in unmittelbarer Nähe aber nicht im direkten Einsturzbereich der Zwillingstürme lag, wurde während der rund um die Uhr laufenden Aufräumarbeiten nach 9/11 zur Zentrale der Rettungsmaßnahmen. Freiwillige nutzten die Kirche als Hilfsstation, gaben Essen und Massagen für die unermüdlich arbeitenden Rettungskräfte aus. In der Kirche sind im Moment viele Erinnerungsstücke aus 2001 ausgestellt: Ein Erinnerungsaltar (mit Bildern einiger Opfer und Abschiedsbriefen von Angehörigen), Feldbetten (auf denen erschöpfte Hilfskräfte schliefen, die zwischen ihren Schichten nicht nach Hause gingen) und Sachspenden (wie z. B. Labellos, Vick VapoRub, Redbull und Teddybären), die die Rettungskräfte ebenfalls dankbar annahmen.

Ein Freiwilliger von damals beschreibt, wie sich die anfangs niedergeschlagene Stimmung unter den „volunteers“ durch die vielen Solidaritätsbekundungen und aufmunternden Briefe aus aller Welt allmählich besserte und dann sogar in ein positives Gefühl wandelte. Übrigens ist dort zwischen den vielen anderen Bannern und Briefen auch ein Abzeichen des Deutschen Roten Kreuzes zu sehen, das 2011 aus Deutschland an die Kirche geschickt worden ist.