Wie die Ameisen

132 laufende Kinder – dank euch

Was ich von diesem Tag in meinem Leben nicht vergessen werde und warum er ein Puzzleteil meines ganz persönlichen Sommermärchens war. Und weshalb der Central Park für mich jetzt ein noch schöneres Fleckchen New York ist als vor dem Marathon.

 
Ich bin einmal quer durch NYC gelaufen, von Staten Island über die Verrazano-Narrows-Brigde nach Brooklyn, durch Queens, dann Manhattan, die Bronx und am Ende nochmal Manhattan durch den Central Park – offiziell 42,195 Kilometer (tatsächlich waren es 43,3 Kilometer und knapp 400 Höhenmeter!). Und das Ganze in vier Stunden und siebzehn Minuten!

 

42 Kilometer für 132 Kinder
Nochmals „Danke, danke, danke!“ an alle, die mich unterstützt haben – egal ob mit „Dran-Denken“, „guten Wünschen“ oder einer Spende für das „Team for Kids“. Wir haben 6.600 Dollar zusammenbekommen! Und das bedeutet, dass jetzt 132 Kinder sportlich loslegen dürfen.

Der Lauf und das ganze „Drumherum“ waren ein ziemliches Erlebnis – die Eindrücke dieser vier Stunden (und siebzehn Minuten 😉 ) erforderten ein Multitasking, das ich bei anderen Rennen so noch nie erlebt habe.

Es gab einige Momente, die ich nicht so schnell vergessen werde:

  • Fort Wadsworth, wo sich morgens alle Läufer/innen (47.000) versammelt haben, sehr international, Mischung aus Campingplatz- und Occupy Wallstreet-Atmosphäre.
  • Spektakuläre Blicke von der Verrazano-Narrows Brücke auf Lady Liberty und Lower Manhattan mit Frank Sinatras “New York, New York” im Ohr.
  • Unglaublich enthusiastische Zuschauermengen (zwei Millionen Besucher), die jeden angefeuert haben.
  • Wunderbar ruhige Brücken (Pause für die Sinne, endlich mal „nur” Läufer).
  • Skurrile Stimmung in Williamsburg (Stadtteil von Brooklyn), wo die orthodoxen Jüdinnen und Juden (für die an dem Tag ja ein ganz normaler Wochentag war und die gar nichts von Wettkämpfen wie dem Marathon halten) einfach durch uns hindurch geguckt haben, als wären wir Luft – nur die Kinder, an und in den Kinderwagen, die haben große Augen gemacht und geguckt, was da für verrückte bunte Menschen durch ihr Viertel getrabt kamen (ja, auf euch Kinder ist immer Verlass 🙂 ).
  • Viele, viele Läufer, die fast die ganze Zeit in Armreichweite vor, neben und hinter mir waren – da musste man die ganze Zeit aufpassen, dass man in keinen reinlief bzw. irgendwie vorbeikam.
  • Der klebrige Boden von Gatorade, Wasser und Bananen mit jeder Menge zertretener Becher (2,25 Millionen!) Da muss man erst mal drüberlaufen, ohne sich langzulegen….
  • Jede Menge Live-Musik vor allem in Brooklyn: Von richtig guten Bands bis “Heimorgel am Straßenrand” gab es alles.
  • Eine endlose 5th Avenue und zwei eklige letzte Kilometer im Central Park.

Ein Highlight: „High five“ von den Kids und Marc auf der 1st Avenue abholen (dank riesiger Luftballons am Kinderwagen und „5-minute-Ewarning” haben wir uns nicht verpasst, trotz der Menschenmassen).

Insgesamt kam mir das Ganze vor wie eine gigantische Partywelle, die für einige Stunden durch die Straßen von New York City schwappte – und ich war mittendrin und sollte meinen ersten Marathon in dem ganzen Gewusel laufen – hat dann ja auch geklappt, war aber ganz schön anstrengend und zwar nicht nur in Bezug auf die Muskelarbeit.

 

Das feierliche Dinner am Abend haben wir dann allerdings nicht mehr geschafft – war zeitlich mit der „Rückreise“ zu eng – fast schade, denn ich hätte ohne jedes schlechte Gewissen mal richtig reinhauen können (habe immerhin knapp 2.500 Kalorien verbrannt). Stattdessen bin ich um 20 Uhr ins Bett gefallen und auf der Stelle eingeschlafen …

Ich hatte übrigens keinen Muskelkater am nächsten Tag, kam ohne Probleme in die Dusche und musste auch nicht rückwärts die Treppen runtergehen, wie einige meiner Teamkolleginnen und -kollegen beim Nachtreffen berichteten. Bis auf zwei Fußnägel bin ich so gut wie neu! Und wenn auch meine Zeit nicht überragend war, habe ich es doch in „The New York Times“ geschafft – auf Platz 21.215 steht tatsächlich mein Name (von 43.438 Startern). Den Slogan des diesjährigen Marathon unterschreibe ich daher voll: „26.2 Miles. Five boroughs. One incredible journey.“ Genauso war es.

Hier gehts zum ausführlichem Streckenbericht:
„THE Day. NYC Marathon, 6. November 2011“

NYC Marathon

Warum die Nacht vor dem Marathon besonders teuer war und wieso der Lauf auf einer Insel startet. Weshalb ich in einem „Fanggehege für wilde Tiere“ auf meinen Start warte und wie es fast wie im Rausch durch die Menschenmengen der Stadtteile geht. Und was für ein unglaubliches Gefühl es ist, am Ende durch einen Metallkasten zu laufen.